Interoperabilität im ÖPNV

Mein Standard? Dein Standard? Unser Standard!

Wie können innovative Technologien dazu dienen, den ÖPNV effizienter zu betreiben und gleichzeitig zu einem verbesserten Image und höheren Marktanteil beitragen? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Forschungsprojekt EBSF_2. Einen Schwerpunkt stellt dabei das Thema Interoperabilität dar.

Grundstein ist gelegt

ESBF logo

Den ersten Grundstein zur Beantwortung dieser Frage legten die Forschungspartner im Erstprojekt „European Bus System of the Future“ (EBSF). Von 2008 bis 2013 untersuchten sie, wie man den Betrieb von öffentlichem Verkehr mit Bussen attraktiver gestalten kann. Auch damals schon gehörte INIT zu den Projektpartnern. Zu den bedeutsamsten Ergebnissen zählte für INIT die prototypische Umsetzung standardisierter Kommunikationsprotokolle zum einen innerhalb des Fahrzeugs und zum anderen zwischen Fahrzeug und Leitstelle. Mit Hilfe dieser Protokolle sollte es ermöglicht werden, dass Komponenten verschiedener Hersteller miteinander kommunizieren können – und damit Interoperabilität erreicht wird.

Interoperabilität auf dem Prüfstand

Im Rahmen des aktuellen EU-Forschungsförderprogramms Horizon 2020 sollen nun im Folgeprojekt EBSF_2 die Ergebnisse des Vorgängerprojekts im realen Umfeld bei verschiedenen Verkehrsunternehmen umgesetzt werden. Ziel ist es, die bisher existierenden prototypischen Umsetzungen so weiter voranzutreiben, dass sie auch im realen Betrieb zum Einsatz kommen können. Dies geschieht im Rahmen von 13 Demonstrationsprojekten, bei denen jeweils ein Verkehrsunternehmen, verschiedene Industriepartner sowie wissenschaftliche Einrichtungen vor Ort Umsetzungen realisieren, um die daraus gewonnenen Erkenntnisse  anschließend in die Standardisierung einfließen zu lassen. INIT ist an zwei Demonstrationsprojekten beteiligt.

Demonstrationsprojekt Betriebsdurchführung

Bei Transport for London (TfL) steht der Nachweis der Interoperabilität verschiedener Betriebsdurchführungssysteme durch den Einsatz von Standardschnittstellen im Fokus. Konkret geplant ist hierbei die Übergabe der Planungsdaten an ein Betriebsleitsystem auf Basis des europäischen Standards für Planungsdaten NeTEx. Das Betriebsleitsystem soll wiederum die Datenversorgung der Fahrzeugbordrechner mittels standardisierter Schnittstellen übernehmen. Während des Betriebs tauschen dann die Bordrechner über eine im Rahmen des Projekts zu standardisierende Funkschnittstelle mit dem Betriebsleitsystem aktuelle Informationen (z. B. Standortinformationen) aus. Das Betriebsleitsystem soll wiederum die entsprechenden Echtzeitdaten auf Basis des SIRI-Standards an weitere Backend-Systeme kommunizieren.

An der konkreten Umsetzung dieses Vorgehens sind neben INIT vier weitere Hersteller von Bordrechnern und Betriebsleitsystemen beteiligt.

Im Rahmen der bisherigen Arbeiten am Projekt wurden verschiedene Probleme identifiziert, welche dem Grundanliegen „Interoperabilität durch den Einsatz internationaler Standards“ entgegenstehen. So wurde beispielsweise bei der Erstellung des NeTEx-Standards so vielen Besonderheiten Rechnung getragen, dass der Standard zu viele Freiheitsgrade aufweist. Dadurch kann nicht sichergestellt werden, dass die Kommunikationspartner bei Verwendung des Standards einander auch wirklich „verstehen“. Um dem entgegenzuwirken, erarbeitet das Forscherteam aktuell länderspezifische Profile, um zumindest auf nationaler Ebene einen Datenaustausch gewährleisten zu können.

Demonstrationsprojekt fahrzeuginterne Kommunikation

Das zweite Demonstrationsprojekt fokussiert im Testlabor die Umsetzung einer Rahmenarchitektur für weitere Funktionen der fahrzeuginternen Kommunikation sowie die Anpassungen bereits bestehender Spezifikationen. Hierbei werden beispielsweise Anforderungen gesammelt, mit denen der BusFMS-Standard der Fahrzeughersteller erweitert werden soll, um künftig vereinfacht, aber in nutzbarer Qualität, Informationen direkt vom Antriebsstrang des Fahrzeugs zu erhalten. Ebenfalls im Fokus der Betrachtung steht ein sogenanntes Multi-Application-Driver-Terminal (MADT). Ziel ist ein unabhängiges Bedienteil, welches dem Fahrer Informationen aus den verschiedensten IP-basierten Quellen im Fahrzeug auf einem Display anzeigen kann. So soll die heute übliche enge Verzahnung zwischen Bordrechner und Fahrerterminal aufgelöst werden. Bedienelemente sollen künftig wesentlich einfacher austauschbar werden, etwa um dem technischen Fortschritt einfacher Rechnung tragen zu können.

Die Erkenntnisse aus diesen beiden Demonstrationsprojekten sollen direkt in die europäische Standardisierung einfließen. Auch hier ist INIT in den dafür maßgeblichen Standardisierungsgremien vertreten.

Kontakt