The Future of ...
Barrierefreier Nahverkehr

Preisgekrönte App gibt wichtige Impulse

Forschung und Produktentwicklung gehen bei INIT immer wieder Hand in Hand. Jüngstes Beispiel: das Testprojekt MAVIS und die Entwicklung der Reiseassistenz-App ASSISTIVEtravel, die sich auf die Grundlagen der im Forschungsprojekt aim4it gewonnenen Erkenntnisse stützen konnte. Beide Projekte zielen darauf ab, Personen mit besonderen Mobilitätsbedürfnissen den Zugang zum öffentlichen Nahverkehr zu erleichtern. Seit Januar können sehbehinderte, hörgeschädigte oder mobilitäts­eingeschränkte Fahrgäste in Singapur auf einer bestimmten Buslinie in einer Reihe von Testfahrzeugen ihre Busfahrten individuell in der Smartphone-App planen und sich durch die Reise begleiten lassen.

Die App beinhaltet Echtzeit-Informationen und triggert unterstützende Technologien wie Innen- und Außenansagen und eine Benachrichtigung an die Busfahrer. Grundlage dafür war die Zusammenarbeit von INIT mit der Land Transport Authority of Singapore (LTA) und SG Enable, einer Organisation, die sich der Integration und Unterstützung von Personen mit Behinderungen in Singapur verschrieben hat.

Das Projekt „Mobility Assistance for Visually Impaired and Selected Users“ (MAVIS) hatte zum Ziel, sehbehinderten, hörgeschädigten oder mobilitätseingeschränkten Nutzern eine maßgeschneiderte Fahrgastinformation zukommen zu lassen.

Nach dem Projektstart im Dezember 2017 analysierten die Projektpartner in einem ersten Schritt die Anforderungen der Nutzer und die Schwierigkeiten, mit denen mobilitätseingeschränkte Fahrgäste bei der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs konfrontiert sind. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse begann INIT mit der Implementierung der App und dem Aufsetzen des MAVIS-Systems.

Regelmäßige Echtzeit­informationen

In der App legen die Nutzer zunächst die Art ihrer Einschränkung fest. Auf Basis dieser Einstellung triggert die App unterschiedliche Features, und die Nutzeroberfläche unterscheidet sich dementsprechend. Echtzeit-Abfahrtszeiten der Busse an den Haltestellen werden in der App angezeigt, und die Nutzer können sich für eine Fahrt anmelden. Damit wird der Nutzer nun in regelmäßigen Abständen über diese spezielle Fahrt informiert, d. h., er erhält Benachrichtigungen mit Echtzeit-Informationen zur Ankunftszeit des Busses an der Einstiegshaltestelle auf sein Smartphone geschickt und kann sich auch während der Fahrt über die aktuelle Position des Busses informieren. Weiterhin teilt die App dem Fahrgast mit, wenn sich der Bus der Ausstiegshaltestelle nähert, sodass er trotz seiner Einschränkung genügend Zeit hat, sich auf das Verlassen des Fahrzeugs vorzubereiten.

Selbstverständlich wurde auch bei der Gestaltung der App auf Barrierefreiheit Wert gelegt. Für seh­behinderte Nutzer wurde die Navigation der App vereinfacht und im Hinblick auf Text-to-Speech (Vorlesefunktion) optimiert. Dies geschieht beispielsweise durch das Deaktivieren von Karten und Augmented-Reality-Funktionen und die Vermeidung von Pop-up-Fenstern, da sie für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen oft ein unüberwindbares Hindernis darstellen.

Benachrichtigungen für den Busfahrer

Für besonders positives Feedback sowohl von Nutzern als auch von den involvierten Busfahrern sorgte eine Funktion, bei der das System dem Fahrer vor jeder Bushaltestelle anzeigt, ob Fahrgäste mit speziellen Bedürfnissen an der nächsten Station ein- oder aussteigen und welches Einschränkungsprofil sie haben. Die entsprechende Information hierfür erhält der Bordcomputer vom ITCS, das sie vom App-Backend über die offene Standardschnittstelle VDV 431 (TRIAS) bezieht. Der Bordcomputer stellt dem Busfahrer die Information dann vor der Ein- bzw. Ausstiegshaltestelle des Fahrgastes auf dem Fahrermonitor zur Verfügung. Nutzer können sich somit sicher sein, an der Bushaltestelle nicht übersehen zu werden.

Hilfreiche Außenansagen

Ebenfalls als sehr positiv bewertet wurden die Außenansagen, die automatisch durch das Sehbehinderten-Profil der App an der gewünschten Einstiegshaltestelle erzeugt werden. Anwohner werden auf diese Weise nicht durch eine Flut von Ansagen belästigt. Die Durchsage der Linie und des Ziels erleichtert dem Fahrgast das Identifizieren des richtigen Busses. Im Fahrzeug informieren Innenansagen über die nächste Haltestelle. Diese Ansagen werden außerdem über sogenannte T-Spulen auf die Hörgeräte von hörgeschädigten Personen übertragen.

Dass das Testprojekt weit über die Grenzen Singapurs hinaus Strahlkraft besitzt, zeigte die Verleihung von gleich zwei Preisen auf dem UITP Global Public Transport Summit in Stockholm: von der UITP bekam MAVIS den „Asia Pacific Special Recog­nition Award“, und in der Kategorie „Diversity & Inclusion“ des UITP Innovation Awards wurde das Projekt ebenfalls ausgezeichnet. Hier feiern INIT Geschäftsführer Klaus Janke, INIT Projektmanagerin Dr. Roxana Hess, LTA Chief Executive Ngien Hoon Ping und LTA Deputy Chief Executive for Policy and Planning Jeremy Yap (von links) den UITP Innovation Award.

Im INIT-Produkt­katalog ist die barrierefreie App unter dem Namen ASSISTIVEtravel zu finden. Selbstverständlich kann ASSISTIVEtravel an lokale Gegebenheiten angepasst werden.

Kontakt

Dr. Roxana Hess

Product Manager MaaS
Team Manager Research
INIT GmbH
Deutschland